Hohe Ehre für Freiheitskämpfer Denis Goldberg
Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Aschaffenburg
Auf Anregung des Vorsitzenden der Unabhängigen Bürgervertretung (UBV), Stadtrat Dr. Lothar Blatt, trug sich die südafrikanische Freiheitskämpfer Prof. Dr. Dr. Denis Goldberg in der Ruth-Weiss-Realschule ins Goldene Buch der Stadt Aschaffenburg ein. Zuvor hielten der Schulleiter Claus Kömm und Oberbürgermeister Klaus Herzog eine Rede. Unter der Leitung von Imelda Streitenberger-Gersitz trugen Schülerinnen einer 8. Klasse das Lied „Sieh auf Deinen Weg“ aus dem Film „Kinder des Monsieur Mathieu“ vor.
Denis Goldberg wurde am 11. April 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer in Kapstadt / Südafrika geboren. Nach der Schulzeit schloss er ein Diplomstudium als Bauingenieur ab. Schon früh engagierte sich Herr Denis Goldberg gegen das in Südafrika herrschende Apartheitsregime. 1961 wurde er technischer Offizier des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Er arbeitete hier eng mit Nelson Mandela und anderen Freiheitskämpfern zusammen. Gemeinsam mit ihnen wurde Denis Goldberg 1963 verhaftet und im sog. Rivonia-Prozess wegen Sabotage und Hochverrat zu viermal lebenslänglicher Haft verteilt. Als Weißer wurde er jedoch nicht wie Nelson Mandela und weitere Farbige auf der Gefängnisinsel Robben Island gefangen gehalten, sondern isoliert in Pretoria. Seine Familie und er zahlten einen hohen Preis für den Freiheitskampf, der die Grundlage für das demokratische Südafrika legte. Mit den beiden Kindern Hilly und David musste die Ehefrau Esmé (+ 2000) nach England emigrieren. Während der 22 Jahre seiner Inhaftierung promovierte Denis Goldberg über Fernstudien in Geschichte und Erdkunde und wurde Professor. Nach seiner Freilassung 1985 engagierte er sich sofort wieder für das Ende der Apartheit, lebte einige Zeit in Israel und dann bis 2002 im Exil in London, bevor er nach Südafrika zurückkehrte.
Prof. Dr. Dr. Denis Goldberg verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft zur Namensgeberin der Aschaffenburger Mädchenrealschule, Ruth Weiss geb. Löwenthal. Mit ihrer Familie wanderte sie im Dritten Reich nach Südafrika aus und erlebt dort wieder Rassismus, hier gegen die nicht weiße Bevölkerung. Bei der Namensübernahme im Juli 2010 war Denis Goldberg in der Aschaffenburger Stadthalle und der Ruth-Weiss-Realschule ebenfalls dabei. Er verzichtete hierfür sogar auf die Teilnahme an der Feier des 90. Geburtstages seines Freundes Nelson Mandela. Spontan besuchte Denis Goldberg bei dieser Gelegenheit das Fest „Brüderschaft der Völker“, hielt dort eine beeindruckende Rede. Danach war schon einige Male in Aschaffenburg zu Lesungen Gespräche mit Schülern und dem Afrika-Freundeskreis Aschaffenburg. 2011 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt.
Im Juli 2012 war die 89-jährige Schriftstellerin und Friedensaktivistin Ruth Weiss Ehrengast der Stadt Aschaffenburg auf dem Fest „Brüderschaft der Völker“. Vor drei Wochen war sie wieder zu Besuch beim Ehepaar Anni und Günter Kropf, die auch in Norddeutschland abhole und zurückbringen. Sie arbeiteten und lebten viele Jahre in Afrika. Die Lehrerin Anni Kropf ist Sambia-Beauftragte der Schule, die auf ihre Initiative hin seit 20 Jahren eine Partnerschaft zum Kasisi-Waisenhaus in Lusaka unterhält. Ende Juli 2013 kommt Ruth Weiss erneut nach Aschaffenburg zur Abschiedsfeier des Schulleiters Klaus Kömm, der nach 25 Jahren als Rektor in Pension geht.
Auch Prof. Dr. Dr. Denis Goldberg wohnte jetzt wieder beim Ehepaar Kropf. Er ist dort auf dem Foto bei einem privaten Abendessen mit UBV-Stadtrat Dr. Lothar Blatt zu sehen. Nach der Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Aschaffenburg berichtete Denis Goldberg in der Turnhalle der Ruth-Weiss-Realschule von seinem Leben und beantwortete Fragen der Schülerinnen der 9. Klassen. Deutsch hatte er von seiner zweiten Ehefrau Edelgard (+ 2006) gelernt, die der Witwer 2002 heiratete. Er signierte auch seine Autobiographie „Der Auftrag – Ein Leben für die Freiheit in Südafrika“ und das Buch „Denis Goldberg – Freiheitskämpfer und Humanist zum 80. Geburtstag“, für das Freunde Artikel über ihn schrieben.